Gegen zwei ehemalige Oberärzte des Universitätsklinikums Leipzig wurde nun nach aufwendigen Ermittlungen Anklage erhoben. Bereits Anfang 2013 begannen die Ermittlungen, nachdem einige Unregelmäßigkeiten bei Lebertransplantationen aufgefallen waren und der Verdacht der Manipulation von Wartelisten bei Organspenden aufkam.
Die Leipziger Staatsanwaltschaft wirft den Ärzten vor, zwischen 2010 und 2011 in 31 Fällen Patientenakten manipuliert zu haben. So sollen sie dafür gesorgt zu haben, dass diese Patienten auf Wartelisten für Transplantationen weiter nach oben gelangten und dadurch bevorzugt Spenderlebern erhielten.
Die Mediziner sollen im Rahmen des Programms zur Transplantationskoordinierung
wahrheitswidrige Angaben gemacht haben, wie beispielsweise, dass bei den Patienten Dialysen durchgeführt worden seien. Dies führte zu einer höheren Dringlichkeitsstufe auf den Listen zur Vergabe der Transplantationsorgane. In 23 Fällen kam es damit tatsächlich zu einem schnelleren Erhalt von Spenderlebern.
Andere Patienten rutschten auf der Organspendeliste nach hinten
Die Ärzte sollen beim Verfälschen von Daten billigend in Kauf genommen haben, dass anderen Patienten die ihnen zustehenden Organe vorenthalten wurden. Es konnte jedoch nicht nachgewiesen werden, dass tatsächlich Patienten infolge der Wartelisten-Manipulationen verstorben waren. Daher werde den Angeklagten lediglich der versuchte Totschlag vorgeworfen.
Dass ein Schaden bei anderen Patienten in solchen Fällen oft sehr schwer nachweisbar ist, zeigte bereits der Göttinger Transplantationsprozess. Dort war im Mai diesen Jahres ein angeklagter Chirurg freigesprochen worden.
Die Anklage in Leipzig reiht sich nun in einen deutschlandweiten Transplantationsskandal ein. Neben dem Göttinger Prozess war auch Anfang 2015 gegen einen früheren Münchener Oberarzt Anklage erhoben worden, über welche jedoch noch nicht entschieden wurde.